Lailat-ul-Qadr – Die Nacht, die alles veränderte

Haram, Mekka (c) Adnan Siddiqi, Hajj 2014
Haram, Mekka (c) Adnan Siddiqi, Hajj 2014

Ramadan ist bekannt als der Fastenmonat. Er birgt aber ein weitaus größeres Ereignis.

Ein exklusives Gebet

Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich meinen Vater zu Ramadan täglich in die Moschee gehen gesehen. Für uns hieß es immer, es sind die „Nächte zum Aufbleiben und beten“. Mehr wurde nie ausgeführt.

Im Jahr 2011 beschloss ich, meinen Vater im Ramadan zu begleiten. Es geht dabei um ein Nachtgebet, dass unser Prophet Mohammed (saws) im Ramadan zu beten pflegte. Ein „exklusives Gebet„, welches nur im Ramadan möglich ist. Es ist kein Pflichtgebet, aber eine einmalige Chance in diesem Monat, etwas zusätzlich für seinen Glaubens-Haushalt zu tun.

So gingen wir jeden Abend nach dem Fastenbrechen. Das Gebet findet nach dem Nachtgebet statt, man betet also das Nachtgebet mit der Gemeinschaft und anschließend weiter in der Gruppe. Meistens waren es ca. 6-10 Personen, also recht überschaubar.

Als wir uns im Endspurt des Ramadan befanden, war die Moschee plötzlich voll! Es waren so viele Menschen, es gab kaum Platz zu stehen. Es blieb so bis zum letzten Tag des Ramadan. Ich war sehr überrascht, fragte dann meinen Vater und er sagte zu mir: “In diesen Nächten erhielten wir den Islam”.

Die Geburtsstunde des Islam

Ramadan ist der Monat, in dem Allah den Engel Gabriel in die Höhle Hira des Propheten Mohammed (saws) sandte, um ihm den Koran zu offenbaren und damit die Geburtsstunde des Islams einzuläuten. Die genaue Erzählung findet ihr in diesem Beitrag zu Ramadan.

Es war in einer der Nächte des Ramadan, als dieses Ereignis eintraf. Diese Nacht wird als Lailat-ul-Qadr bezeichnet, übersetzt die Nacht der Bestimmung. Allah hatte diese Nacht, diese Person, diesen Moment bestimmt, um seine Botschaft zu verkünden.

Die Nacht der Bestimmung

Im Koran ist dieser Nacht eine Surah gewidmet, “Al-Qadr”, Surah 97:

“Wir haben ihn ja in der Nacht der Bestimmung herabgesandt. Und was läßt dich wissen, was die Nacht der Bestimmung ist? Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate. Es kommen die Engel und der Geist in ihr mit der Erlaubnis ihres Herrn mit jeder Angelegenheit herab. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgendämmerung.”

Diese eine Nacht ist besser als 1000 Monate. Das entspricht in etwa 83 Jahren, also ca. einem Menschenleben. In dieser einen Nacht steigen die Engel herab und nehmen die Wohltaten der Menschen auf. Allah öffnet seine Tore und empfängt unsere Gebete, noch mehr als sonst. In dieser einen Nacht haben wir Menschen die Chance, Vergebung für unsere bisherigen Sünden zu erlangen und einen Neuanfang zu starten.

Wir haben Zeit bis zur Morgendämmerung, also bis zum Morgengebet. Allah sagt ganz klar, man solle die Nacht nützen, nicht den Tag. Am Tag sind wir mit dem Alltag beschäftigt, die Nacht sollen wir Allah und dem Gebet widmen. Auch hier sehen wir wieder wie so oft eine Rücksicht des Islams auf das Leben.

Dies bedeutet also, in der einen Nacht, ist das Beten so stark wie in 1000 Monaten zusammen. Beten wir in dieser Nacht, ist es so, als hätten wir unser gesamtes Leben gebetet. Zusätzlich erlangen wir Vergebung für all unsere Sünden.

Wann ist die Nacht der Bestimmung?

Diese Frage stellten die Menschen bereits damals dem Propheten Mohammed (saws). Der Prophet Mohammed (saws) hatte eine ganz klare Antwort darauf. Er sagt uns nicht, welche Nacht es genau ist. Hier war ihm die Befürchtung zu groß, dass die Menschen dann sich in ihrem Leben nur mehr auf diese eine Nacht im Jahr konzentrieren würden.

Stattdessen teilte er mit, dass die Nacht auf eine der Ungeraden der letzten zehn Tage im Ramadan fällt. Das wären so 21, 23, 25, 27 und 29. Die meisten Experten gehen von der Nacht des 27. Ramadan aus. Um sicherzugehen sollte man sich aber die Zeit generell für die letzten 10 Tage einplanen.

Ergreifen wir die Hand

Wenn man bedenkt, wie oft man über das Jahr hinweg mal Nachts länger aufbleibt, mit Freunden unterwegs ist oder sonst wie die Zeit verbringt, sollte es nicht zu viel verlangt sein, einmal im Jahr die gleiche Bereitschaft für seinen Glauben zu haben. Leider ist dem aber nicht so! Wieso haben wir kein Problem, unsere Zeit für weltliche Themen zu investieren, aber für den Glauben fühlt es sich immer wie ein Opfer an? Es ist wohl einfach menschlich.

Immer wieder bietet Allah uns die Möglichkeit, ihm näher zu kommen und von seiner Hilfe zu profitieren. Allah streckt immer die Hand aus, es liegt an uns, sie zu ergreifen. Lasst uns daher in diesen Nächten die Nacht der Bestimmung finden und durch dies den Start für einen neuen Tag sein.

Ich möchte diesen Eintrag mit den Worten des Propheten Mohammed (saws) beenden. In einer Überlieferung heißt es, Aisha (as), seine Frau, fragte ihn einmal im Ramadan, wenn sie wüsste wie wann die Nacht der Bestimmung sei, was solle sie dann sagen? Der Prophet (saws) sagte:

“Sprich: Allahumma innaka ’afuwwun tuhibbul ‘afwa fa’fu ‘anni – O Allah, Du bist der Vergebende, und Du liebst die Vergebung. So vergib mir.‘” (Ahmad, Ibn Madscha und Tirmidhi).

Quellen:

quran.com, Sure Quadr


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