„Warum glaubst du, dass es einen Gott gibt?!“ – Teil 2: Meine Identität

Haga Sophia, Istanbul, (c) Adnan Siddiqi, 2015
Haga Sophia, Istanbul, (c) Adnan Siddiqi, 2015

Islam ist Wissen – Wissen ist Islam

Aber es waren auch nicht die wissenschaftlichen oder medizinischen “Beweise” und Fakten, die mich überzeugten. Vor kurzem stellte mir ein Freund eine Frage, welche in diesem Bezug sehr gut passt:

“Aber du sollst doch Gott nicht in Frage stellen?!”

Doch! Sollst du! Und genau damit rechnet Allah und stellt den Koran als Antwort hin. Die erste Aufgabe, mit der Allah den Engel Gabriel beauftragte, den Propheten Mohammed (saws) zu besuchen, war lesen. “Lies!” sagte Gabriel (as) zu ihm. Er sollte den Islam verstehen. Allah trat nicht vor ihm und sagte, er sei Gott, nun folge mir. Er kam nicht mit einem “magischen Trick” um ihn von seiner Präsenz zu überzeugen. Er kam mit Wissen! Er kam mit Versen, welche später in der Lebenszeit vom Propheten Mohammed (saws) zu einem Buch werden sollten.

Findest du einen Mangel?

Allah will nicht, dass wir ihm blind folgen. Er fordert uns selbst heraus im Koran und fragt, wir mögen ihm Fehler aufzeigen:

“… In der Schöpfung des Barmherzigen findest du keine Ungleichmäßigkeit. Schau hin! Findest du irgendeinen Mangel?” (Sure 67: Vers 3)

Oder, mögen wir doch zeigen, dass wir imstande sind, solche Verse selbst zu bauen :

Wenn ihr am Koran zweifelt, den Wir Unserem Diener Muhammad nach und nach offenbaren, so schafft doch eine Sure gleicher Art, und holt eure Zeugen herbei, denen ihr anstatt Gottes vertraut, wenn ihr die Wahrheit sagt! (Sure 2: Vers 23)

Allah will, dass wir den Islam verstehen. Es ist die einzige Religion, die nicht darauf aus ist, dass man jemandem blind folgt. Ein weiterer Beweis dafür ist, dass es keinen religiösen “Führer” gibt. Es gibt keinen Papst oder eine ähnliche Funktion, nach welcher sich die Menschen richten oder wer einen “besseren Draht” zu Gott hätte. Jeder hat die Möglichkeit, sich das Wissen über Islam anzueignen. Genau das ist es, was den Islam fundamental von anderen Glaubensrichtungen unterscheidet. Allah ruft klar dazu auf, sich Wissen anzueigenen, daruf beruht der Islam.

Genau diese Tatsache macht den Islam für mich einzigartig. Es kann keiner kommen und sagen “es ist halt so”. Jeder Vers im Koran hat seine eigene Geschichte, wie er offenbart wurde. Es gibt eine klare Handlung, eine klare Aktivität, welche zu der Offenbarung führte. So gut wie jede Frage im Leben kann mit den Lehren des Islams beantwortet werden.

Der Alltag Islam

Der Islam ist keine Philosophie. Der Islam ist kein Märchen, kein Aberglaube. Der Islam ist eigentlich keine Religion. Der Islam ist Lebensweise, ein Weg seinen Alltag zu gestalten. Was ich damit sagen will, wir alle machen vieles, was im Koran steht und was der Islam sagt und empfiehlt, ohne gläubig zu sein.

Je länger ich mich damit beschäftigte, wurde mir dies bewusst. Im Judentum, als auch im Christentum gibt es auf vieles keine Antwort. Sie wirken mehr wie eine Philosophie. Beide fließen jedoch im Islam ein und man merkt, dass die Gedanken, welche dort ihren Anfang fanden, im Koran vollendet wurden. Es ist extrem faszinierend, was man alles entdeckt, wenn man sich genauer damit auseinandersetzt.

Allah zwang mir also nichts auf. Er gab mir einen Wegweiser, eine Hilfestellung, mich durch das Leben zu bewegen. Wenn ich den Koran dann so las und verstand, war mir klar, dies kann kein Mensch geschrieben haben. In diesem Buch war viel zu viel Wissen, viel zu viele Fakten, die zu dem Zeitpunkt unmöglich beweisbar waren, viel zu logische Zusammenhänge. Wieso sollte sich Gott mit Wirtschaft, Wissenschaft oder Medizin befassen? Religion wird doch immer als philosophisch und märchenhaft gesehen. Doch dies kann niemand leugnen.

Darum glaube ich

Nach dieser Erkenntnis war mir klar: Es gibt einen Gott und das ist Allah und Mohammed (saws) ist sein letzter Prophet. Der Koran ist sein Buch, in dem er seinen Plan von der Erschaffung der Welt, bis dessen Ende alles genauestens protokolliert hat und uns genau aufzeigt, wie wir ein positives Leben miteinander verbringen können, woran wir uns orientieren sollen und wie wir uns gegenseitig helfen und Gutes tun können.

Hätte ich den Koran nicht gelesen, würde ich mir auch schwer tun, an die Existenz von Gott zu glauben. Wenn man ihn aber liest und sich mit dessen Details und den einzelnen Ereignissen befasst,

  • wenn man das erste Mal wissentlich betet und den Boden mit seiner Stirn berührt,
  • wenn man das erste Mal seine Hände in die Höhe streckt und seinem Herzen freien Lauf lässt,
  • wenn man das erste Mal den Gebetsruf einer Moschee hört,
  • mit all den Menschen in der Moschee steht und betet,
  • das erste Mal das Fasten mit der Familie bricht,
  • das erste Mal sich nach dem Beten schlafen legt,

dann weiß man, dass nur Allah für dieses Gefühl verantwortlich sein kann.

Es gibt keinen anderen Moment, keinen anderen Ort, wo ich mich so zuhause, geborgen und sicher fühle, wie beim Gebet, im Gespräch mit Allah.

Abschließend: Ich glaube, weil Allah als einziger mir eine Identität gab.

Egal wo ich geboren bin, egal wer meine Eltern sind, ich bin Muslim und dies macht mich zu einem “Bürger” einer der größten “Nationen” auf dieser Welt. Dem Islam.


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